Manufaktur

Orgelbau Scharfe

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Die Firma Orgelbau Scharfe wird nun in der zweiten Generation betrieben. Gegründet wurde sie 1976 von Orgelbaumeister Bertfried Scharfe. Im Jahr 2008 hat sein Sohn Gilbert Paul Scharfe den Betrieb übernommen. Er ist Orgelbaumeister und Restaurator im Handwerk.

Neben den üblichen Holzbearbeitungsmaschinen, wie man sie auch aus der Tischlerei kennt, arbeitet man bei Orgelbau Scharfe mit einer Vielzahl an speziellen Vorrichtungen und Werkzeugen. Viele davon sind selbst hergestellt. Der Eigenfertigungsanteil in der Produktion ist hoch. Das breit gefächerte Portfolio von der Orgelpflege, über Sanierung- und Umbaumaßnahmen bis hin zu Restaurierungen und Orgelneubauten, zwingen fast dazu. Gleichwohl dient die damit verbundene Unabhängigkeit einer Selbstverpflichtung des Inhabers: Bewahren, Erforschen, Neuentwickeln und Weitergeben von Fertigkeiten und Kenntnissen. In der Vergangenheit ist leider schon allzu oft wertvolles Wissen abhanden gekommen, welches -spätestens im Zusammenhang einer Restaurierung- mühselig wieder erlangt werden muss. Ein Beispiel hierfür ist die Wiedereinführung der Verwendung von Glutinleim (Knochenleim) anstelle der heute üblichen Weißleimen. Kontinuierlich wird darum ein Werkstatthandbuch geführt, welches der nachfolgenden Orgelbauergeneration die Vorgehensweisen und Kenntnisstände bewahrt.

Die Instrumente aus der Bünzwanger Werkstatt werden unter ökologischen Gesichtspunkten hergestellt. Zu verarbeitendes Holz stammt aus umliegenden Wäldern. Es wird kein Tropenholz verwendet. Die Wege sollen kurz sein. Der für die Produktion benötigte elektrische Strom kommt ausschließlich aus erneuerbaren Energien. Zulieferer in Werkstattnähe werden bevorzugt. Dadurch entstehende Netzwerke nützen auch Handwerkern anderer Branchen. Zugekauft werden lediglich die Metallpfeifen und, falls nötig, elektrische und elektronische Bauteile. Die Herstellung dieser Komponenten wird nur Firmen übertragen, die einem ähnlichen Qualitätsanspruch folgen.

Sämtliche technische Ausführungen, sowohl bei Orgelsanierungen, als auch bei Neubauten, werden unter den Gesichtspunkten der Langlebigkeit betrachtet. Bei der Optik werden zeitlose Elemente angestrebt. Es sollen keine Wegwerfprodukte entstehen. Die Arbeiten müssen Generationen überdauern und durch ausgebildete Fachkräfte stets reparabel sein.

Künstlerisch wertvolle Einzelstücke können nur entstehen, wenn die Planung, Herstellung und Intonation (die klangliche Einrichtung einer Orgel) in einer Hand liegen. Oberste Priorität hat der Orgelklang. Alle eingesetzten Komponenten zielen auf dessen Optimierung ab. Oftmals ist der Einbau einer neuen Orgel ein größerer Einschnitt in die Architektur eines Gebäudes. Aus diesem Grunde ist auch die Optik einer Orgel von großem Belang. Gleichsam gilt es dann aber demütig zu sein, wenn es um Restaurierungen geht. Hier ist nicht der Geschmack des Orgelbauers gefragt, sondern sein Gespür und sein Einfühlungsvermögen für die Denkweise des bauzeitlichen Herstellers sowie zur Erhaltung historischer Substanz.

Der Betrieb bildet aus und beschäftigt einen kleinen Mitarbeiterstamm. Orgelbauer Scharfe sieht hierin auch einen sozialen Auftrag. Das fachliche Miteinander wird sehr geschätzt. Die Mitarbeiter durchlaufen eine aufwändige und hochwertige Ausbildung. Denn ohne gut ausgebildete Fachkräfte lässt sich keine handwerklich- künstlerische Arbeit durchführen.