Kati Zorn ist bei den Künstlerinnen und Künstlern, die sich in Deutschland der klassischen Arbeit mit Porzellan verschrieben haben, die absolute Ausnahme. Sie arbeitet aufwendig, mit Tonmodell über Formenbau und schließlich im Gießverfahren. Diese Arbeitsweise hat sich seit 1710, nach der Erfindung des Europäischen Porzellans, nicht geändert.
1962 in Jena geboren, erlernte sie ihr Handwerk als Porzellangestalterin, Spezifik Figurenmodelleur, unter anderem in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen. 18 Jahre lang arbeitete sie danach in der Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur und vertiefte ihr praktisches Können. Es begann eine Phase des Suchens und Findens ihrer Passion.
Handwerklich arbeiten konnte sie – sie modellierte Kinderfiguren aus historischen Musterkatalogen – aber die Initialzündung, bezogen auf den Umgang mit Porzellan, blieb noch aus. Sie bekam dann weitgehend freie Hand in den Gestaltungsmöglichkeiten und nachdem sie zum ersten Mal ihre eigenen Entwürfe in Porzellan in den Händen hielt, war das Eis gebrochen und sie lernte “ihren Werkstoff“ lieben. Immer mehr Ideen entstanden in ihrem Kopf, weit mehr, als Kati Zorn umsetzen durfte. Und so reifte der Entschluss zur Selbständigkeit in ihr.
Seit 2000 lebt und arbeitet Zorn als freischaffende Künstlerin in Cursdorf, Thüringen. Ihre Werke fordern das haptische wie optische Empfinden des / der Betrachtenden durch ein ironisch-frivoles Spiel mit den Urbedürfnissen der menschlichen Existenz nach Liebe und Erotik heraus. Es wird getragen von Geschmack und gestalterischer Sicherheit ,aber auch von Charme sowie jener Eleganz, die nur das Porzellan erzeugt, wenn man es so gut kennt und so sicher beherrscht wie Kati Zorn. Da strampelt eine auf dem Rücken liegende, füllige, nackte Prinzessin vergnügt mit den Beinen in Erwartung, dass der auf ihrem Bauch zielgerichtet hüpfende Frosch sich bald in einen Prinzen verwandeln möge, während die hinlänglich bekannten Leda und ihr Schwan bereits in den höchsten Wonnen der Liebe schwelgen.
Diese Figurengruppe ist den besten Leistungen des Art Deco durchaus ebenbürtig, während sich der „Ritt auf dem Oberon“ eher dem Jugendstil anverwandt gibt und die laszive „Geburt der Venus“ ein anzüglich-freches Spiel mit Botticellis berühmtem Gemälde treibt. Die größte und aufwendigste Figurengruppe ist dem uralten Thema von Jugend und Alter, Anmut und Wissen gewidmet. Daneben, Darüber, Darunter und Drumherum tummeln sich auf Flaschenstöpseln, Dosenkäufen, Salz- und Pfefferstreuern oder Tellerrändern Putten und Teufel, Frösche und Schnecken sowie immer wieder dralle Weiber. Mit sicherem Formempfinden und sparsamer, pointierter Bemalung hebt die Porzellanbildhauerin die sinnliche Strahlkraft des weißen Goldes hervor.
Kati Zorn versteht es meisterlich, die großen, allgemeingültigen Gefühle wie Liebe, Lust, Freude, Trauer und Melancholie in einzigartigen Porzellanfiguren festzuhalten. Ihre Arbeiten zeigen Charaktere, mit all ihren Schwächen, Stärken oder liebenswerten Unzulänglichkeiten. Jedes Objekt trägt die unverkennbare Handschrift einer leidenschaftlichen Künstlerin mit Sinn für Pathos und Humor, jedes Objekt ist provokant, aber charmant, vielschichtig und tiefgründig.
Kati Zorns Stil ist unverwechselbar und zeugt vom Können einer herausragenden Porzellanbildhauerin. Sie schafft es immer aufs Neue, die Betrachtenden mit den spannenden Geschichten, die ihre bezaubernden Akteure und einzigartigen Objekte erzählen, zu fesseln.
Ihre beschwingten frechen Skulpturen, jede einzeln von Hand bemalt, bilden einen wunderbaren Kontrast zu herkömmlichen Porzellanfiguren.