Seit seiner frühen Kindheit widmet sich Frank Deimel dem Gitarrenbau und gründete schließlich 1998 sein eigenes Geschäft in Berlin. Sein Anliegen ist es nicht nur einzigartige Stücke mit Wiedererkennungswert zu schaffen, sondern Musikern makellose Instrumente an die Hand zu geben.
Was Frank Deimel und seine Kunden verbindet, ist die Liebe zu alten Vintage-Modellen. Die klassischen Designs bilden einen wichtigen Orientierungspunkt für seine Kreationen – ergänzt werden sie jedoch mit modernen Features, um den heutigen persönlichen sowie musikalischen Ansprüchen zu genügen. Deimel kann mittlerweile auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen, den er sich über die letzten Jahrzehnte erarbeitet hat. Er fokussierte sich ausschließlich auf den Bau von Spezialinstrumenten und führte Reparaturen und Modifikationen durch. So kamen 2012 zwei Serienmodelle von Deimel Guitarworks auf den Markt, welche die besten Features in zwei unterschiedlichen Designs vereinten.
Eines dieser Modelle ist die »Deimel Doublestar«, eine sehr kompakte und symmetrische Gitarre, welche die ergonomischen Eigenschaften der F-Style-Gitarren mit der Wärme und dem Sustain einer G-Style-Gitarre kombiniert. Das zweite Modell, die »Deimel Firestar«, basiert auf dem bekannten „Offset-Gitarrenkonzept“: es besitzt ein erweitertes Design mit langen Saitenbereichen über Steg und Sattel hinaus sowie variabel klingenden Tonabnehmern mit experimenteller Elektronik. Aus nachhaltigen Holzteilen gefertigt verbindet beide Modelle auch ihre Lackierung, welche sich an klassischen Autofarben der 60er-Jahre orientiert.

Seit 2007 arbeitet Frank Deimel mit seiner Partnerin Kora Jünger zusammen. Gemeinsam feilten sie weiter an ihrem Ansatz, gut designte Gitarren im Stil der modernen Popkultur zu fertigen – welchen sie mittlerweile perfektioniert haben. Dabei soll nicht nur die Optik mit Vintage-Design und experimentellen Features bestechen, sondern auch die perfekte Spielbarkeit. Im direkten Austausch mit ihren Kunden geht das Duo immer neue Wege, um die individuell perfekte Gitarre zu bauen. 2015 zog es die beiden schließlich vor die Tore Berlins ins Naturschutzgebiet »Naturpark Märkische Schweiz«, wo nicht nur ihre Kinder viel Platz finden, sondern auch eine Menge neuer Gitarren.
Was bieten Sie Ihren Kunden? Was suchen Kunden (aus Ihrer Sicht) bei Ihnen?
Ich baue mit meiner Frau Kora Jünger und einem Mitarbeiter zusammen elektrische Gitarren und Bässe. In unserer Werkstatt entstehen auf Basis unserer Designs individuelle Einzelstücke. Jede Gitarre wird sowohl klanglich als auch ästhetisch mit unseren KundenInnen in vielen Einzelheiten besprochen, bevor es an die Anfertigung geht. Unsere Instrumente werden bei uns gestaltet, und aus den Rohmaterialien komplett hier gefertigt. Auch ausgefallene Wünsche werden sehr gerne als Herausforderung angenommen, und umgesetzt.
Unsere Kunden suchen bei uns eine individuelle, maßgeschneiderte Gitarre, die höchsten handwerklichen und gestalterischen Ansprüchen genügt. Insbesondere die individuelle Beratung und der Wille zur Umsetzung ausgefallener Ideen werden wertgeschätzt. Viele unserer Kunden suchen ein Instrument, welches durch die Herstellungsqualität, unser Know-how und unsere gestalterische Expertise ein langlebiger Begleiter für Ihren musikalischen und künstlerischen Ausdruck wird.

Was können Sie besser als andere? Oder bescheidener gefragt: Haben Sie bzw. Ihr Unternehmen eine Art Alleinstellungsmerkmal oder besondere Kenntnisse, die ggf. selten sind?
Wir schauen inzwischen auf eine mehr als 25-jährige Expertise im Bau von E-Gitarren und Bässen zurück. Durch die Ausbildung zum Industriedesigner, HdK Berlin (Frank Deimel) und Studium der visuellen Kommunikation, Hochschule für Bildende Künste Hamburg sowie Master of Fine Arts New Genres, San Francisco Art Institute, USA (Kora Jünger) verbinden wir die Fähigkeit von Produkt und Kunst auf einzigartige Weise. Insbesondere durch unsere private Vorliebe für Musik und die Rolle als Gitarrist (Frank Deimel) können wir unsere Kenntnisse in besonderer Weise vermitteln. Unser Fokus gilt dabei vor allem der konstanten Weiterentwicklung der Gattung E-Gitarre/Bass als Werkzeug zum Erschaffen zeitgenössischer Tonkultur. Unser Interesse gilt explizit der Anforderung moderner MusikerInnen sowie KlangforscherInnen, und wir suchen aktiv den Dialog im Machbaren. Nur im direkten Austausch erfahren wir Klangvorstellungen, die wir aus technischer/gestalterischer Expertise versuchen, umzusetzen.
Ist das, was Sie tun, typisch für Ihre Region? Prägt das regionale Umfeld Sie und Ihre Tätigkeiten?
Nein, wir leben mitten im Naturpark Märkische Schweiz, umgeben von Agrarbewirtschaftung und Tierhaltung. Es gibt zwar vereinzelt Manufakturen hier und dort, sowie einige KünstlerInnen, die ebenfalls wie wir die Ruhe, das Platzangebot und die Wirtschaftlichkeit suchen, es ist jedoch absolut untypisch für diese Region.
Das Umfeld beeinflusst uns positiv, da der Fokus auf die Arbeit ungemein viel leichter fällt als vormals in Berlin. Ebenso haben wir begonnen, uns den Eigenschaften heimischer Hölzer zu widmen, da die Holzwirtschaft hier ebenfalls sehr dominant ist. Ein Netzwerk-Projekt mit der HNEE Eberswalde zu Thermo-Holz und dessen Verwendung im Instrumentenbau hat uns sehr geprägt, und wir bieten dieses Holz inzwischen ebenfalls an. Hier geht es vorrangig um die nachhaltige Nutzung heimischer Hölzer als Ersatz zur tropischen Herkunft. Da diese im Instrumentenbau sehr gängig sind, ist uns an der Mit-Entwicklung und Verwendung lokaler Holzarten für den Instrumentenbau sehr gelegen.

Gibt es etwas, für das Ihre Region bzw. Ihr Lebensort besonders bekannt ist?
Die Märkische Schweiz und im Besonderen der Naturpark sind für Ihre Artenvielfalt bekannt. Die eiszeitlich geprägte Topografie scheint vorteilhaft für die Ansiedlung vieler Vogelarten und Wildtiere zu sein. Ebenso prägt die Verwendung von Feldstein zum Kirchen- und Gebäudebau die Region, da es sich um eine sogenannte Eiszeit-Moräne handelt. Nicht unweit von uns befindet sich der Kurort Buckow, der im Talkessel des Naturparks liegt. Die vielen umgebenden Seen und Wälder sind ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die ebenso nahegelegene Stadt Neuhardenberg war ein wichtiger ehemaliger NVA-Stützpunkt mit Honeckers Privatflughafen, der heute von einer der größten Solaranlagen Europas umrahmt wird.
Wo gehen Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?
Im Sommer gehen wir am liebsten in einem der umliegenden Seen schwimmen. Ansonsten machen wir gerne ausgiebige Spaziergänge durch das Stobbertal Richtung Buckow und zurück, oder durch den Schlosspark Stiftung Neuhardenberg. Ebenso eignen sich sämtliche umliegenden Feld- und Waldwege zu ausgiebigen Mountainbike-Touren. Dennoch fahren wir auch gelegentlich nach Berlin, um ein Konzert zu sehen, oder zu shoppen.
Können Sie ein Restaurant aus Ihrem Umfeld besonders empfehlen?
– Das Schlossrestaurant im Romantik Hotel Schloss Reichenow
Gibt es einen speziellen Einzelhandelsladen, den Sie empfehlen können, den es nur in Ihrem Ort (oder in der Region) gibt?
– Aceteam
Haben Sie das Gefühl, dass die Politik mehr für Sie bzw. Ihre Branche tun könnte? Wenn ja, was?
Ja, das Handwerk scheint immer unattraktiver zu werden für den Nachwuchs. Aber die Gründe sind mannigfaltig, vorrangig ist es aus unserer Sicht die Konkurrenz der digitalen Medien. Wahrscheinlich ist nur durch das Verknüpfen beider Disziplinen eine zukunftsfähige Ausrichtung möglich, und wünschenswert. Die Politik könnte hier den Stellenwert von Handwerk aktiv in einen neuen Zusammenhang stellen. Ein schönes Beispiel ist hier eine Zusammenarbeit die wir mit Professor Baudisch am Hasso Plattner Institut hatten, der mit Hilfe einer Software jedwedes Bauteil per Laser erstellen kann: Kyub GmbH. Wir waren beratend tätig, als es um die Realisierung einer Gitarre mittels dieser Methode ging.

Wie ist die Ausbildungssituation in Ihrem Bereich? Finden Sie leicht Nachwuchs? Was vermissen Sie?
Leider nicht so gut, wir haben relativ wenige Anfragen. Unsere Kapazität ist auch nicht darauf ausgelegt, viele Lehrlinge auszubilden, deswegen sind wir gerade froh einen Erasmus+Studenten bei uns diesen Sommer begrüßen zu dürfen, der entsprechende Vorkenntnisse mitbringt.
Welches Schulfach sollte es geben, das es noch nicht gibt?
Wir sind der Meinung das der betriebswirtschaftliche Aspekt zu kurz kommt. Es sollte Steuerrecht und gewinnorientiertes Wirtschaften vermittelt werden, und wie Arbeit und Leben in ein ausgewogenes Verhältnis kommt. Oft ist Unwissen bei Erwachsenen (auch aus eigener Erfahrung :-)) eine der größten Hürden in der Bewältigung der täglichen Herausforderungen heutzutage, und führt zu vielleicht vermeidbaren Krisen.
Wenn Sie für ein Jahr Bürgermeister/in Ihrer Stadt oder Landrat/Landrätin in Ihrem Landkreis wären: Was würden Sie einführen oder ändern?
Ich würde die wirtschaftlichen und regionalen Vorteile meiner Region herausarbeiten, und aktiv in den Dialog mit den Bürgern gehen. Die Region sollte eine akttraktive Website haben. Um das zu Erreichen würde ich eine regelmäßige Dialog-Möglichkeit anbieten, sei es in öffentlichen Veranstaltungen oder als Online-Bürgerstunde ( falls schon vorhanden) zu dem die Bürger aktiv eingeladen werden.
Wenn Geld oder andere Abhängigkeiten keine Rolle spielen würden: Wo würden Sie am Liebsten leben?
Schon in Deutschland eigentlich. Wir fühlen uns hier wo wir gerade sind eigentlich sehr wohl, das hat schon mit der Herkunft zu tun. Natürlich gibt es wunderbare Alpenregionen, wunderbare Mittelmeerstrände und tolle Häuser direkt am Meer, aber leben tut man doch dort am liebsten wo man die meisten Menschen kennt, und wo man auch gerne arbeitet. Unsere Wahlheimat „Märkische Schweiz“ verbindet auch nicht zuletzt wegen der Nähe zu Berlin das Sein in der Natur mit dem Kontakt zur Welt. Fast ideal! :-)
