Auf der Uhrmacherschule in Hamburg entdeckte Steffen Cornehl seine Faszination für alte Uhren des 18. und 19. Jahrhunderts. Darunter hatten es ihm besonders Präzisionspendeluhren angetan, von denen er mit Kollegen selbst welche gebaut hatte - eine davon ziert bis heute sein Atelier.
Für die einen sind Uhren praktische Zeitmesser in digitalem Gewand, die uns immer und überall anzeigen, wo wir uns im zeitlichen Gefüge des sich ewig wiederholenden 24-Stunden-Rhythmus befinden. Für andere sind es mechanische Wunderwerke, deren Bedeutung über den reinen Nutzwert hinausgehen, weil die stetige Bewegung ihrer filigranen Feinmechanik die Vergänglichkeit der Zeit symbolisieren.
Steffen Cornehl gehört eindeutig zur zweiten Gruppe. Seine Leidenschaft für Uhren hat ihn dazu geführt, seine eigene Kollektion auf den Markt zu bringen.
Der Weg des aus dem Norden stammenden Sohn eines Bäcker- und Konditormeisters begann mit einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, die er bei einem Juwelier in Lüneburg absolvierte. Als er dort den Uhrmachern bei ihrer Arbeit über die Schulter schaute, packte ihn der Ehrgeiz, es selbst zu versuchen.
Bevor Cornehl seine Meisterprüfung auf der Uhrmacherschule Karlstein in Niederösterreich ablegte, eignete er sich Fachkenntnisse in der Restaurierung von antiken Uhren an, unter anderem bei einem Juwelier in Reutlingen und verschiedenen auf diesem Feld spezialisierten Uhrmachermeistern.
Ständig auf der Suche, Neues zu lernen, schaffte er sich Ende der 1990er Jahre mit dem Studium zum Wirtschaftsingenieur in Esslingen ein zweites Standbein. Die Verbundenheit zu Uhren ließ ihn dennoch nicht los. Ab 1999 reiste er mit Uhrmacherkollegen regelmäßig ins russische Sankt Petersburg, um dort im Zarenpalast Peterhof historische Uhren zu restaurieren. In dieser Zeit reifte in ihm die Vision, den nächsten Schritt zu wagen: Als Erschaffer der tickenden Kunstwerke in seinem eigenen Atelier, als wirklicher Uhr-“Macher“.
So stattete er seine Werkstatt in Stuttgart mit einer Räderfräsmaschine aus – nicht irgendeine, sondern ein antikes Exemplar von 1890. Mit dieser fertigt er die Zahnräder für die selbst entworfenen Uhren. Die Maschine steht sinnbildlich für Jahrhunderte alte Handwerkskunst, von deren Perfektionierung Cornehl so fasziniert ist.
Vier Modelle brachte Cornehl seit 2016 heraus. Die Regulator-Reihe spiegelt seine Vorliebe für Präzisionspendeluhren wider, bei denen es auf eine minuten- bzw. sekundengenaue Anzeige im eigenen Ziffernblatt ankommt. Entsprechend wirkt die Stundenanzeige eher unscheinbar, während die große Anzeige den Minuten vorbehalten ist.
Wer das Zusammenspiel von Stunden und Minuten lieber klassisch visualisiert mag, dem kommen die Classic-Varianten entgegen. Bei der White Roman Series dominieren römische Ziffern. Im Innern der Edelstahlgehäuse ticken durch aufwendige Handarbeit veredelte Unitas-Uhrwerke, deren Brücken durch selbstgefertigte 3/4-Platinen in Mattgold ersetzt werden. Sperr- und Kronenrad sind mit einem Sonnenschliff versehen. Verschraubte Goldchatons und eine Schwanenhalsfeinregulierung vervollkommnen das Werk und sorgen im Zusammenspiel mit handgeschliffenen gebläuten Stahlzeigern für eine beständige Zeitanzeige. Die Ästhetik des Gesamtsystems kann durch das Saphirglas auf der Rückseite der Uhr bewundert werden. Ein klassisches Design ist Cornehl dabei wichtig, damit seine Uhren auch nach Jahrzehnten ihre Faszination behalten und den Träger oder die Trägerin stets daran erinnern, was für ein wertvolles Geschenk Zeit sein kann.